Nummer 14  |  20. November 2023

Liebe Interessent:innen, Unterstützer:innen und Wegbegleiter:innen der WohnUnion.

Es ist mal wieder Zeit für unseren zweimal im Jahr erscheinenden Newsletter. Die Zeit vergeht wie im Flug und das Jahr 2023 neigt sich bereits dem Ende zu. Ein Blick in die Welt zeigt: auch dieses Jahr ist geprägt von schweren Ereignissen, die sehr bedrückend und besorgniserregend sind. Wir leben in einer herausfordernden Zeit – auf so vielen Ebenen – und bereits jetzt ist absehbar, dass noch viel mehr Krisen auf uns zukommen werden. Lasst uns einmal tief durchatmen, kurz die Augen schließen, diesen Schmerz und diese Angst fühlen… Und dann neuen Mut und neue Kraft schöpfen: Resignieren ist keine Lösung! Auch wir bauen an einer Alternative, möchten auf unsere Weise einen kleinen Teil zur Linderung der Schmerzen beitragen und ein wenig Hoffnung schenken.

Hier nun also hoffentlich ein paar positiv-stimmende Eindrücke und Berichte unserer Arbeit und vom aktuellen Stand der Genossenschaft und des Vereins WohnUnion.

Die Genossenschaft will sich erweitern, das heißt wir sind auf dem Weg weitere Hausprojekte aufzunehmen. Das ist ein großer Schritt und darf gut durchdacht, geplant und strukturiert sein. Auf der Baustelle in der Hermannstraße ging es über den Sommer ebenfalls in großen Schritten voran. Neben dem Baugerüst straßenseitig sind vor allem hofseitig und in den Häusern bereits große Fortschritte zu sehen. Trotz ungeplanter Mehrkosten, die typischer Weise auf einer Baustelle entstehen, bewegen wir uns weiterhin in unserem Kostenrahmen. In Angersdorf hat sich eine neue Interessengruppe für den Hof gebildet und will Teil der WohnUnion werden. Endlich können sich hier Menschen einbringen, die in Angersdorf wohnen und arbeiten möchten.

Auch der Verein wächst an Mitgliedern – und obwohl wir in diesem Jahr aufgrund der Baustelle und dem dadurch nicht zur Verfügung stehenden "Zwischenraum" etwas weniger aktiv sein konnten, haben wir dennoch zum Tag der Nachbarschaft eingeladen und wieder ein großes Neumarktfest organisiert. Zudem haben wir mit dem Vorhaben „Grünes Neumarktviertel“ den Revierpionier-Preis Sachsen-Anhalt in der Kategorie „Reviergestalten“ gewonnen. Eine Zukunftswerkstatt und Ideenrad on Tour finden am kommenden Freitag, 24. November von 13 bis 19 Uhr statt. Wie Ihr Ideen zur Quartiergestaltung einbringen könnt, erfahrt Ihr auf dieser Seite. Die Vereins-Stammtische werden wir in 2024 nicht mehr fortsetzen. Gelegenheiten, um die WohnUnion im kommenden Jahr kennenlernen zu können, sind weiterhin die Subbotniks, Veranstaltungen oder direkte Verabredungen mit uns. Bei der letzten Mitgliederversammlung wurde beschlossen, die Satzung um die Zwecke (1) Förderung des Sports, der Bewegung, Gesundheit und Ernährung und (2) Förderung der Natur und Umweltbildung im Neumarktviertel zu erweitern. Auch in diesem Jahr sind wir wieder auf Weihnachtsmärkten vertreten und möchten mit einem Gabenzaun in der Adventszeit Passant:innen etwas Freude bereiten.

Eine Übersicht und Infos zu unseren Veranstaltungen erhaltet Ihr wie immer hier:
https://wohnunion-halle.de/termine

Und nun viel Freude beim weiteren Lesen,
Eure WohnUnion.

Das Wichtigste gleich vorneweg: Wir bauen wie wild! Seit dem Frühjahr ist auf der Baustelle in der Hermannstraße Ecke Georg-Cantor-Straße richtig was los. Vor, in, auf, an und unter den Häusern wandelt sich die Gestalt von unserem Wohnprojekt. Die meisten Arbeiten werden von beauftragten Fachfirmen geleistet – aber auch wir selbst sind als Genossenschaftsmitglieder zusammen mit Freund:innen, Bekannten und Familienmitgliedern auf der Baustelle aktiv – in vielen kleinen und inzwischen 24 Großarbeitseinsätzen (Subbotniks). Wir entsorgen alte Böden- und Deckenaufbauten, bauen Schornsteine zurück, arbeiten den Firmen zu oder nach und helfen so, unseren engen Kostenrahmen zu halten.

Inzwischen ist der Aus- und Umbau in der Georg-Cantor-Straße 6 abgeschlossen, fast alle neuen Fenster in den Häusern sind eingebaut, die Hofseite ist fast vollständig gedämmt und in allen Häusern sind die Holzschutzarbeiten beinahe abgeschlossen. Die Wohnungen nehmen Form an: Neue Wohnungsquerschnitte werden realisiert, die Elektrik verlegt, auch die Arbeiten für die Sanitärbereiche sind angelaufen. Vielleicht können wir Ende des Jahres nicht nur Weihnachten, sondern auch unser Richtfest feiern.

Immer noch sind wir über die Abteilung Denkmalschutz mit Detailfragen beschäftigt, wie Stuck oder die Farbauswahl – und auch andere Herausforderungen, wie ein sehr korrektes Ordnungsamt, eine zusätzliche Baustelle vor der Haustür, nächtliche Besucher:innen auf dem Baugerüst, gestohlene Werkzeuge und Geräte, halten uns auf Trab, verlangen immer wieder Kreativität und stärken damit aber auch unser Durchhaltevermögen.

Wir wachsen mit unseren Aufgaben und freuen uns an gemeinsam gefundenen Lösungen für alle bisher aufgetretenen Probleme. Wir sind beeindruckt, was eine Co-Kreation für Kraft entwickelt und wo sich immer wieder Auswege und Antworten auf Fragen in einer starken Gruppe zeigen. Vor dem Winter hoffen wir noch ein gutes Stück mit den Arbeiten an den Häusern voran zu kommen und können dann in der kalten Jahreszeit im Inneren der Häuser weiterarbeiten.

Inzwischen ist unsere Genossenschaft um weitere Mitglieder gewachsen und es konnten einzelne neue Direktkredite eingeworben werden. Das freut uns und wir möchten auch weiterhin betonen: Mit Eurem privat, für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung gestelltem Geld, können wir Stadtentwicklung auf eine nachhaltige Art und Weise mitgestalten. Kommt gern auf uns zu, wenn Ihr uns unterstützen möchtet.

Wie im letzten Newsletter angekündigt sind wir bei der Entwicklung einer tragfähigen Organisationsstruktur ein ganzes Stück vorangekommen. Wir haben beschlossen als Genossenschaft zu wachsen. Dies bedeutet, wir können uns vorstellen, auch andere Hausprojekte in unsere Genossenschaft aufzunehmen, wenn dies inhaltlich, menschlich, kapazitätsbedingt und wirtschaftlich stimmig ist. Beratung und Unterstützung bekommen wir auf diesem Weg u.a. von der SoWo-Leipzig und schauen uns auch weitere Dachgenossenschaften an. Das ist ein großer Schritt, um auch anderen Menschen und Projekten in Halle und im Saalekreis zu helfen, selbstbestimmt und selbstorganisiert ihre Häuser gemeinschaftlich zu betreiben. Diesem Prozess widmeten wir uns aktuell sehr umfassend auf unserer Klausur, den Plena und in der AG-Arbeit und halten Euch dazu gern auf dem Laufenden.

In Angersdorf haben sich im Laufe des Jahres mehrere Menschen als Initiative zusammen gefunden, um den Hof zu renovieren, zu beleben und nutzbar zu machen. Nach zahlreichen Treffen hat sich dabei eine feste Gruppe herausgebildet. Wir bestehen aus Menschen unterschiedlichen Alters, aus Familien, sowie Einzelpersonen. Mit viel Arbeit in Eigenleistung konnten wir bereits eine Wohnung bezugsfertig machen.

Unsere verschiedenen Ideen und Vorstellungen als neue Gruppe sind in einem konkretem Konzept verfestigt worden und werden in den nächsten Monaten mit der fachlichen Einschätzung von Architekten und Gewerken abgeglichen. Unser Wunsch ist es, möglichst bald alle zusammen in Angersdorf zu wohnen und unseren Alltag zu teilen. In Planung befindet sich die Schaffung mehrerer Wohneinheiten, sowie die Gestaltung von Gemeinschaftsräumen und Werkstätten. Wir wollen ein vielfältiges Zusammen-Leben auf dem Land realisieren und streben ein solidarisches Miteinander an, das unseren Kindern und zukünftig Pflegekindern ermöglicht, mit mehreren Bezugspersonen aufzuwachsen, gemeinsam zu spielen und aneinander zu lernen. Wir wollen uns in unterschiedlichen Lebensphasen und Lebenslagen unterstützen. Von der frühen Kindheit bis ins hohe Alter.

Ihr werdet wohl als nächstes von uns hören, wenn wir damit beginnen, Direktkredite für unsere Vorhaben und Ideen für den Hof in Angersdorf zu sammeln.

Tag der Nachbarschaft
Auch dieses Jahr luden wir wieder zum Tag der Nachbarschaft am 25. Mai in die Hermannstraße ein. Bei beschwingter Musik, leckeren Getränken, Kuchen und Snacks kamen wir mit Nachbar:innen zusammen und ins Gespräch. Thema war vor allem der aktuelle Stand der Sanierung der vier Häuser im Viertel. Außerdem gab es wieder eine „Lebendige Bibliothek“ und kleine Nachbar:innen konnten sich auf der Rollerbahn vergnügen.

Neumarktfest
Am 02. September 2023 fand das dritte Fest im Neumarktquartier statt. Veranstaltungsort war wieder der alte Neumarkt, der heute die Kreuzung von Laurentiusstraße, Georg-Cantor-Straße und Breite Straße bildet. Dieser besondere Ort im Quartier konnte durch die Veranstaltung erneut in das Bewusstsein der Anwohner gerückt werden und wurde als Platz zum Feiern und Leben erfahrbar.

In die Vorbereitung war neben der WohnUnion auch der Hort Abenteuerland, die Laurentius-Kirchengemeinde, das Kinder- und Jugendhospiz und der Kindergarten involviert. Insgesamt beteiligten sich ca. 40 Menschen aktiv in der Vorbereitung und Durchführung und trugen ehrenamtlich zum gemeinsamen Gelingen der Veranstaltung bei. Ca. 600 bis 800 Teilnehmende besuchten das Fest.

Neben dem künstlerischen Bühnenprogramm gab es unterschiedliche Mitmachangebote. Die WohnUnion führte auf dem Platz den ersten Workshop zum „Grünen Neumarktviertel“ durch. Wie schon in den letzten Jahren war das Fest geprägt durch intensiven Austausch unter den Besucher:innen. Von allen Beteiligten wurde die liebevolle Dekoration, die entspannte und fröhliche Atmosphäre und das Miteinander der Generationen hervorgehoben und wertgeschätzt. Eine Wiederholung im nächsten Jahr wurde von allen Seiten gewünscht.

Revierpionier:innen gesucht
Wir möchten uns mit dem Projekt „Grünes Neumarktviertel 2035“ auf Ideensuche begeben, wie wir mit unserem Hausprojekt selbst und in unserer Nachbarschaft, das Quartier und damit Halle klimaresilienter und zukunftsfähiger gestalten können. Dazu hatten wir zuerst im September vier Veranstaltungen für vier verschiedene Zielgruppen geplant, eine davon fand während des Neumarktfestes statt. Aufgrund von wenig Rücklauf auf die spezifischen Formate findet nun am 24. November nochmal ein Ideenrad on Tour von 13 bis 18 Uhr durch das Viertel und eine Zukunftswerkstatt von 15 bis 19 Uhr im Puschkinhaus statt. Alle sind herzlich eingeladen sich mit ihren Gedanken und Ideen einzubringen. Denn auch vor unserer Haustür ist die Klimakrise zunehmend spürbar und es ist dringend notwendig zu handeln. Mehr Infos dazu findet Ihr hier.

Boxhalle
Vielleicht fragen sich manche von Euch, was aus den Plänen zur Entwicklung der Box-Halle (Industriedenkmal und Hinterhaus der Georg-Cantor-Straße 4) geworden ist. Wir sind mit einer Handvoll engagierter Nachbar:innen, Handwerker:innen und einigen befreundeten Organisationen (wie dem Kunzstoffe - urbane Ideenwerkstatt e.V., dem Jedermensch e.V. und dem Culture Academy e.V.) einen kollaborativen Prozess weiter gegangen. Bis voraussichtlich zum Frühjahr 2024 werden wir gemeinsam ein tragfähiges Konzept erarbeiten, mit dem wir dann die Entwicklung dieses tollen Ortes weiter vorantreiben wollen.

Adventszeit
Wir möchten unter dem Motto "Teilen ist das nachhaltigere Haben" wieder einen geschmückten und mit kleinen Geschenken an die Nachbarschaft behängten "Gabenbaum/zaun" an unseren Häusern aufstellen. An dem können Dinge oder Lebensmittel, die nicht mehr gebraucht werden, anderen aber eine Freude bereiten, angebracht werden – oder auch gerne mitgenommen! Auch haben wir dieses Jahr wieder einen Stand bei der Wunderbare Weihnachtsware zum 2. Advent (9. und 10. Dezember) mit leckerem Glühwein und einer wärmenden Suppe von Katrin aus dem Bioladen Himmel & Erde. Kommt vorbei, wir freuen uns auf Euren Besuch. Die Einnahmen kommen unserem Verein zu Gute und Ihr könnt auch eine Frei-Suppe schenken oder bekommen.